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Berühmte Harsewinkeler
Auf dieser Seite informieren wir Sie über berühmte Maler, Bildhauer und Architekten, die aus Harsewinkel stammen und in Münster, Dresden und sogar in den USA bekannt und berühmt wurden.
© LWL, Museum für Kunst und KulturDer 1764 in Harsewinkel geborene Johann Christoph Rincklake war einer der bedeutendsten Portraitmaler an der Wende vom 18. zum 19, Jahrhundert. In den Jahren 1790 bis zum seinem Tode 1813 portraitierte die Angehörigen der führenden adeligen und bürgerlichen Familien der Bischofstadt und ihrer Umgebung.
Von Harsewinkel über Düsseldorf, München, Berlin und Dresden in die Hauptstadt des alten Fürstbistums Münster und Metropole der späteren Provinz Westfalen - Stationen des Lebenswegs von C. R. Rincklake
An der Schwelle zur Moderne
In den Jahren 1790 bis zum seinem Tode 1813 war der Maler Johann Christoph Rincklake der bedeutendste Porträtist der führenden gesellschaftlichen Schichten in Münster und im Münsterland. Seine Bilder sind dabei zugleich ein Zeugnis des sich bei Adel und Bürgertum an der Schwelle zur Moderne wandelnden Menschenbildes.
Geburtshaus des KünstlersGeboren wurde Johann Christoph Rincklake am 19. Oktober 1764 als Sohn eines Kötters und Schreiners in der Harsewinkeler Bauerschaft Beller. Nachdem sich sein Vater dem Wunsch des Sohnes nach einer künstlerischen Ausbildung zunächst entgegengestellt hatte, ermöglichte er ihm schließlich eine Ausbildung zum Bildhauer in Münster. Von Münster wechselte Johann Christoph Rincklake nach Düsseldorf, um sich als Maler ausbilden zu lassen. Wien, Berlin und Dresden waren weitere Stationen seiner Ausbildung, wo unter anderem Heinrich Füger, Daniel Chodowiecki und Anton Graff zu seinen Lehrern zählten. Insbesondere Graff, der die Portraitmalerei mit seiner Forderung nach lebenstreuen Darstellungen maßgeblich erneuerte, übte großen Einfluss auf den jungen Maler aus. Maler des Adels und des Bürgertums Nach zwischenzeitlichen kurzen Aufenthalten in Münster, während derer seine ersten Gemälde entstanden, kehrte Johann Christoph Rincklake 1790 endgültig nach Münster zurück und entwickelte sich bald zum bedeutendsten Portraitmaler der adeligen und bürgerlichen Gesellschaft der Stadt und ihres Umlandes. Damit repräsentierte er einen Künstlertypus, der nicht als Hofmaler in einer festen Anstellung sein Auskommen hatte, sondern als freier Künstler selbst nach Verdienstmöglichkeiten suchen musste. Diese gab es in Münster reichlich: Zu seinen Auftraggebern gehörte nicht nur der Adel, für den die Anfertigung von Portraits seit jeher zur Darstellung der Familiengeschichte eine Selbstverständlichkeit war, sondern auch das städtische Bürgertum, das dem Adel in der Selbstdarstellung nacheiferte. Zu seinen Auftraggebern zählten sowohl der letzte Abt des Marienfelder Klosters, Pertrus Hatzfeld, als auch die neue preußische Beamtenschicht in Münster, die sich von ihm portraitieren ließ und damit an die Traditionen der alten führenden Schicht anknüpfte.
Johann Christoph Rincklake verband ein sensibles Gespür für die Charaktere der von ihm Portraitierten mit der Fähigkeit, modernen Ansprüchen an die Portraitmalerei gerecht zu werden. Dazu gehörte vor allem eine natürliche Darstellung der portraitierten Personen, in der sich individuelle mit allgemein menschlichen Zügen verbinden sollten. Grundlage war ein neues, von den Zwängen alter Konventionen befreites Menschenbild, das der beginnenden bürgerlichen Gesellschaft entsprach.
Am 19. Juni 1813 starb der begnadete Maler im Alter von erst 48 Jahren in Münster.
Der 1866 in Harsewinkel geborene Bildhauer lebte seit 1890 in Dresden, wo er 1907 zum Professor an der Kunstakademie in Dresden berufen wurde Er schuf unter anderem Skulpturen für das Dresdener Rathaus, für viele Kirchen in Sachsen und Grabmäler für bedeutende Dresdener Persönlichkeiten.
In seiner westfälischen Heimat ist er kaum bekannt - dafür aber in Dresden und anderen sächsischen Städten. Dort war er vor allem zwischen 1890 und dem Beginn des Ersten Weltkriegs ein viel gefragter und hochangesehener Bildhauer, der immer wieder öffentliche und kirchliche Aufträge erhielt.
Peter Pöppelmann - Harsewinkeler Bildhauer in Dresden
Der Bildhauer Peter Pöppelmann wurde am 24. April 1866 in Harsewinkel geboren und starb hochbetagt am 6. November 1947 in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden. Sein Elternhaus, ein giebelständiges Fachwerkhaus, wie für den Ortskern von Harsewinkel typisch, stand am Klusenplatz. Dort hatte sein Vater, der Tischler Ferdinand Pöppelmann, eine kleine Werkstatt; seine Mutter, Gertrud Zurbrüggen, stammte aus einer alteingesessenen Harsewinkeler Familie.
Als Peter Pöppelmann 14 Jahre alt war, zog er nach Oelde, wo er eine Ausbildung zum Tischler und Bildhauer bei Carl Brockmann absolvierte. Danach arbeitete er in Münster in seinem erlernten Beruf und qualifizierte sich künstlerisch bei dem Bildhauer Heinrich Fleige weiter. Mit einer Silbermedaille, verliehen von der Kunstschule der Kunstgenossenschaft Münster, in der Tasche, zof er 1890 nach Dresden und trat in die Werkstatt des Hofbildhauers Curt Roch ein.
Erfolgreiche Jahre in Dresden
In Dresden und Sachsen machte er sich schnell einen Namen und konnte sich als selbstständiger Bildhauer etablieren. Aufträgen für den Bergmannsaltar der Petrikirche und das Portal der Jakobikirche in Freiberg folgten die Mitarbeit an der Gestaltung der Orgelempore der Dresdener Kreizkirche im Jahr 1900 und, als bedeutendster kirchlicher Auftrag; die Gestaltung des Portals der Christuskirche in Dresden-Strehlen. Hinzu kamen Aufträge der öffentlichen Hand wie für den Skulturenschmuck am Dresdener Rathaus. Zu nennen sind vor allem Skulturen für den Turm des Rathauses, von denen drei die Zerstörungen des Krieges überdauert haben.
Kleinere Arbeiten wie Grabmale, Gedenktafeln, Plaketten und Medaillen ergänzten das Oeuvre Peter Pöppelmanns, der 1900, Zenaida Rivas, eine angeheiratete Nichte des Malers Wilhelm Ritter heiratete. Die Bekanntschaft mit Wilhelm Ritter und Carl Bantzer verweist auf das Eingebundensein Pöppelmanns in die Dresdener Kunstszene von der Goppelner Malerschule über den Verein bildender Künstler Dresdens bis zur Künstervereinigung Dresden. 1907 erfolgte die Ernennung zum Mitglied der Akademie der Künster und 1909 die Verleihung des Professorentitels.
Verblassender Ruhm
In diesen Jahren großer künstlerischer Kreativität wurden Werke von Peter Pöppelmann in allen wichtigen Kunstausstellungen Dresdens, bei denen er oft zur Jury gehörte, und auch in vielen anderen Städten, gezeigt. Die staatliche Skulturensammlung in Dresden und das Museum der bildenden Künste in Leipzig erwarben ebenso Werke aus seinem Schaffen wie die Berliner Nationalgalerie.
Mit dem Ende der Monarchie in Deutschland scheinen auch die Erfolgsjahre Peter Pöppelmanns zu Ende gegangen zu sein. Es gab weniger kirchliche und öffentliche Aufträge und das kunstinteressierte Bürgertum hatte in den Krisenjahren am Anfang und am Ende der Weimarer Republik weniger finanzielle Ressourcen für den Erwerb bildender Kunst. Daher erhielt Pöppelmann Zuwendungen von Stiftungen, die sich die Unterstützung bedürftiger Künstler auf ihre Fahne geschrieben hatten. Außerdem versuchten Freunde und Bekannte ihm wenigstens kleinere Aufträge zu verschaffen, um seine wirtschaftliche Existenz zu sichern. Gänzlich in Vergessenheit geriet Peter Pöppelmann in der Öffentlichkeit nicht: Die Tagespresse erinnerte 1936 zum 70. Geburtstag und 1941 zum 75. Geburtstag an den Bildhauer, dessen Ruhm bereits verblasst war.
Eine kleine Ausstellung mit drei Werken von Peter Pöppelmann erinnert dauerhaft im Foyer des Harsewinkeler Rathauses an den Bildhauer.
Nach einer Maurerausbildung trat der 1836 in Harsewinkel geborene Adrian Wewer 1858 in den Franziskanerorden ein. 1862 wanderte er in die USA aus. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und im beginnenden 20. Jahrhunderts war er einer der produktivsten Architeken im Kirchbau der USA, auf den über 100 Kirchen zurückgehen.
Einer der produktivsten Kirchenbaumeister der Vereinigten Staaten von Amerika der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und des beginnenden 20. Jahrhunderts stammt aus Harsewinkel. 1858 wanderte der gelernte Maurer und Franziskanerbruder Adrian Wewer nach St. Louis / Missouri aus, von wo aus er sein Wirken als Architekt fast über das gesamte Land entfaltete. Bruder Adrian Wewer wurde am 14. April 1836 am Fuß der alten St.- Lucia-Kirche in Harsewinkel geboren und auf den Namen Antonius getauft . Sein Vater Moritz Wewer war Tagelöhner und verdiente einen Teil des Lebensunterhalts für die zehnköpfige Familie als Totengräber auf dem Harsewinkeler Friedhof. Sein Patenonkel war der Maurermeister Anton Wewer, bei dem der spätere Kirchbaumeister vermutlich in die Lehre ging.
1858 trat Antonius Wewer in das Franziskaner-Kloster in Warendorf ein und nahm den Ordensnamen Bruder Adrian an. Von Warendorf aus wird er den Bau der neugotischen St.-Lucia-Kirche in Harsewinkel nach den Plänen des Oelder Architekten Emil von Manger verfolgt haben. Auch von dem Einsturz des Turms der alten Kirche, den man ursprünglich stehen lassen wollte, wird er im Warendorfer Kloster gehört haben.
Im Oktober 1862 verließ Bruder Adrian Warendorf und schiffte sich auf dem Dampfer "New York" nach Amerika ein. Wie viele seiner Ordensbrüder sollte er in der neuen Welt den Mangel an katholischen Geistlichen mildern und für die Seelsorge der Menschen in den Weiten des Landes sorgen. Aber schon die Empfehlung, die sein Mutterkloster für ihn ausgestellt hatte, deutete auf seine spätere Bedeutung als Kirchbaumeister hin: Bruder Adrian wurde nicht nur als begabter Seelsorger, sondern auch als guter Zimmermann und Schreiner gelobt.
In seiner neuen Heimat wurde Bruder Adrian bald mit der Planung für erste Kirchen in St. Louis und in Quincy in Illinois beauftragt. Das war der Beginn einer Reihe von weit über 100 Kirchen, die zwischen dem Mittleren Westen und Kalifornien nach den Plänen von Bruder Adrian aus Harsewinkel entstanden. Bei der Vielzahl der Kirchen liegt es auf der Hand, dass der Kirchbaumeister sich auf drei Grundmodelle für seine Kirchen beschränkte, die von den Gemeinden nach ihren Bedürfnissen und nach ihren finanziellen Möglichkeiten variiert werden konnten. Bei den drei Grundtypen handelte es sich um eine dreischiffige Basilika, eine dreischiffige Hallenkirche und um einen einfachen Saalbau - Formen, die Bruder Adrian aus seiner westfälischen Heimat kannte.
Zu seinem 50-jährigen Ordensjubiläum erhielt er 1908 in Anerkennung seiner Verdienste ein Dankschreiben des Papstes. Auch 1913, im hohen Alter von 77 Jahren, verfolgte er weiter mehrere Baupläne. Im Februar 1914 musste er sich, ernstlich erkrankt, in das St.-Josephs-Hospital in St. Louis begeben, ein Bau, für den er selbst die Pläne entworfen hatte. Dort starb er am 15. März 1914, einen Monat vor seinem 78. Geburtstag.